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Das Huelgas Ensemble beschließt Ruhrtriennale mit dem Programm Fumeux fume

Gesang ist so flüchtig wie Rauchkringel, er lässt sich nicht konservieren, nicht ausstellen, nicht zurückspulen. Er existiert nur im Augenblick. Für die Ruhrtriennale hat Paul van Nevel, der langjährige Leiter und Gründer (1971) des Ensembles, gerne auch als Musikdedektiv für die mittelalterliche Vokalpolyphonie bezeichneter Spezialist ein Konzertprogramm von Zypern nach Winchester, vom Chanson zur Messe und vom 10. Bis ins 16. Jahrhundert zusammengestellt. Unchronologisch, unpretentiös, immer auf den Spuren derjenigen Musiker ihrer Zeit, die heute vergessen, dennoch wegweisend für die weitere Entwicklung der Musikgeschichte sind. Sozusagen auf den Spuren der Beatles des 12. Jahrhunderts. Und dies bringt er mit einem wahren Klangrausch seines Ensembles an das Ohr des Zuhörers.


Wer in den Siebzigern das Privileg hatte, mit der noch jungen Gruppe Huelgas Ensemble eines der ersten Konzerte von Paul Van Nevel besucht zu haben- so liest man beim belgischen Schriftsteller Gert van Istendael - spricht noch heute davon. Zwei Worte fallen da: Ehrfurcht und Ekstase. Die Ekstase ist geblieben, auch nach mehr als drei Jahrzehnten. Die Ehrfurcht beim Hören der unbekannten, neuen Klänge dieser alten Musik, ein Echo aus vielen hundert Jahren, sollte normalerweise mit der Zeit nachlassen. Aber das tut es nicht. Der Grund dafür ist, dass das Huelgas Ensemble die öffentliche Bühne nicht verlassen möchte. Es verjüngt immer wieder die Werke bisher unerhörter Meister. Nie haben Paul oder seine Sänger die Nase voll, ihr Publikum langweilt sich nie und jedes neue Publikum ist immer überglücklich.

Exakt das bestätigte sich bei den Konzerten im Salzlager und begeisterte das Publikum. Und das mit bekannt sprichwörtlicher außergewöhnlicher Klangreinheit sowie Modulationsfähigkeit, mal kraftvoll, mal zart leidenschaftlich sowie besinnlich. Himmel und Erde schienen in der kathedralenartigen Akustik des Salzlagers klanglich vereint.

Sonst sei der „natürliche Lebensraum“ des Ensembles alte Kapellen, Kirchen und Abteien erläutert Paul Van Nevel und somit schlagen die Konzerten eine interdisziplinäre Brücke zwischen Architektur und Polyphonie, was im Salzlager auf baulich und klanglich ungewöhnliche Weise einzigartig gelungen ist.

Wer das Bedürfnis verspürt mittelalterliche Klänge authentisch, mit Akribie nachempfunden und nicht im wahrsten Sinne vermarktet zu erleben, dem sei ein Besuch eines Konzert dieses dauerhaft begeisternden Ensembles empfohlen (huelgasensmble.be). Ein Klangerlebnis zwischen den Zeiten, Welten , mit musikalischer Reinheit, Witz aber auch Demut vor dem Sujet.