Duisburg. Drei Wochen gewöhnten sich Pablo (3) und Manfred (5) in ihrem neuen Zuhause ein, nun sind die zwei Seekuh-Brüder für die Besuchenden des Zoo Duisburg zu sehen. Gemeinsam mit Vertretern der Sparkasse Duisburg öffnete Zoodirektorin Astrid Stewin die Türen der Tropenhalle Rio Negro.
Viele Tierfreunde fieberten genau diesem Moment entgegen: Nun sind Duisburgs Seekühe zu sehen. Die Haltung der südamerikanischen Schwergewichte ist einzigartig in NRW und auch deutschlandweit eine große Besonderheit. Denn außer in Duisburg sind die Manatis, wie Seekühe auch genannt werden, sonst nur noch im Tiergarten Nürnberg zu beobachten. „Pablo und Manfred werden zu einem Publikumsmagneten werden und gleichzeitig tun wir Notwendiges für den Artenschutz“, prognostiziert ein sichtlich begeisterter Sparkassenchef Dr. Joachim Bonn. Von den neuen Bewohnern ist auch das Zoo-Team ausnahmslos begeistert. „Wir sind alle im Manati-Fieber“, lacht Zoodirektorin Astrid Stewin. „Mit viel Herzblut, Engagement und Leidenschaft hat das ganz Team viele Monate auf den Moment hingearbeitet, Seekühe in Duisburg zu begrüßen. Dabei hat die Sparkasse Duisburg den Grundstein gelegt, wofür ich mich von Herzen bedanke“, betont Stewin. Denn das Duisburger Unternehmen stellte dem Zoo 433.000 Euro für die komplexen Umbaumaßnahmen zur Verfügung.
Die Eingewöhnung von Pablo und Manfred verlief unaufgeregt, wie Kuratorin Sandra Dollhäupl erzählt: „Die ersten Tage verbrachten die Tiere noch im hinteren Bereich der Tropenhalle, haben sich dort in Ruhe eingefunden, ihre Pfleger kennengelernt und nach kurzer Zeit die übrige Anlage erkundet“, so die 33-jährige Biologin. Auch die Eigenheiten der zwei Brüder hat das Zoo-Team bereits ausgemacht. „Sie schwimmen beide gerne auf dem Rücken und benutzen zum Steuern vor allem ihre linke Brustflosse. Das haben sie sich von ihrem Vater abgeschaut“, weiß die Kuratorin. Was die Brüder auch eint, ist ihre Vorliebe für Muscheln. Neben den eiweißhaltigen Leckerbissen stehen täglich kistenweise knackiger Salat sowie verschiedene Sorten Gemüse auf dem Speiseplan der Seekühe.
Nach Duisburg verschlug es die zwei in Dänemark (Zoo Odense) geborenen Brüder auf Empfehlung des Europäischen Erhaltungszuchtprogrammes (EEP) mit Sitz in Nürnberg. „Die Aufgabe des EEP liegt darin, passende Gruppen einer Tierart zusammen zu stellen und eine zukunftsfähige Population dieser in Menschenhand aufzubauen. Mit Pablo und Manfred sind wir nun Teil des EEP für Seekühe“, erklärt Sandra Dollhäupl. Ob die zwei Brüder künftig eine passende Partnerin bekommen werden und sich dann möglicherweise Nachwuchs der friedfertigen Schwergewichte einstellen könnte, steht derzeit nicht fest. Sandra Dollhäupl: „Das Wasserareal der Tropenhalle bietet Raum für drei erwachsene Tiere. Die Entscheidung, ob wir zu einem späteren Zeitpunkt ein Weibchen bekommen, trifft ausschließlich das EEP auf Grundlage der Entwicklung des gesamten Seekuh-Bestandes in Europa“. Dabei ist die Bedeutung einer Reservepopulation unter geschützten Bedingungen nicht von der Hand zu weisen, denn Seekühe zählen zu den gefährdeten Tierarten. Lebensraumverschmutzung und Jagd setzen den charismatischen Schwergewichten immer häufiger zu.
In Duisburg werden Pablo und Manfred liebevoll umsorgt und sind ab sofort durch die Panoramascheibe der Tropenhalle Rio Negro zu sehen. Das weitläufige Wasserareal bewohnen sie mit verschiedenen südamerikanischen Fischarten. Bis zur Ankunft der Seekühe war es ein langer Weg. Rund ein Jahr lang bereitete das Zoo-Team die Ankunft der Seekühe intensiv vor. So wurde die bestehende Technik zur biologischen Wasseraufbereitung modernisiert, neue Filterelemente eingebaut und sechs Strömungspumpen verbaut. Sie lassen das Wasser optimal zirkulieren. Eine Futterplattform ermöglicht das Arbeiten mit den Seekühen unter der Wasseroberfläche, denn die Spezialanfertigung lässt sich bis zu einem Meter tief absenken. „Es war ein Kraftakt und ich bin sehr glücklich, dass die Tropenhalle nun für alle Gäste unseres Zoos wieder geöffnet ist. Sie bietet faszinierende Einblicke in einen fernen und hochbedrohten Lebensraum. Mit Pablo und Manfred haben wir zwei Individuen, die gemeinsam mit uns für den Erhalt ihres Lebensraumes werben werden“, so Zoodirektorin Astrid Stewin.