Farbe und Licht ‒ davon haben die 21 RuhrKunstMuseen derzeit reichlich in ihren Ausstellungen zu bieten und setzen damit einen reizvollen Kontrapunkt zu den dunklen Wochen des Jahres. Gestandene wie noch junge Kunstfreunde kommen dabei auf ihre Kosten, und stilistisch geht es von der Malerei über Skulptur und Buchdruck bis hin zum reinen Schein der Lichtkunst.
Verdient große Aufmerksamkeit erhält zurzeit das Josef Albers Museum Quadrat Bottrop, das gerade viel beachtet seinen neuen Anbau eröffnet hat. Die dort noch bis zum 26. Februar 2023 laufende Ausstellung „Huldigung an das Quadrat“ versammelt rund 120 Gemälde aus europäischen und amerikanischen Sammlungen und zieht eine Quintessenz der bahnbrechendenWerkgruppe, an der Albers von 1950 bis zu seinem Tod im Frühjahr 1976 gearbeitet hat. Vor dem Hintergrund der reduzierten Form rückt hier das Verhältnis der Farben in den Fokus der künstlerischen Auseinandersetzung und des Erlebens.
Auch im zweiten Haus, das einem großen Sohn des Ruhrgebiets gewidmet ist, dem Lehmbruck Museum in Duisburg, spielt der Namensgeber derzeit eine zentrale Rolle. Die bislang größte Ausstellung des britischen Bildhauers Antony Gormley in Deutschland „Calling on the body“ zeigt ebenfalls bis zum 26. Februar 2023 Schlüsselwerke des vielfach ausgezeichneten Künstlers im Dialog mit Werken von Wilhelm Lehmbruck. Hier werden Parallelen zwischen Gormley und Lehmbruck und ihren im Abstand von hundert Jahren entstandenen Werken gezogen, denn beiden Künstlern gilt der Körper als Ort der Transformation hin zu einem Zustand des reinen Seins.
Gleichzeitig ‒ und da kommt wieder die Farbe ins Spiel ‒ taucht das Lehmbruck Museum ab dem 18. November in Surreale Welten ein. Mit Meisterwerken von Künstlern wie Max Ernst, Salvador Dalí und René Magritte zeigt die Sammlungspräsentation ausgewählte Arbeiten, die uns mit psychologisch aufgeladenen, verrätselten Darstellungen und fantasievollen Objekten magische Welten eröffnen. Zu sehen ist sie bis Mai 2023.
Nicht ganz so lange, nur noch bis zum 8. Januar, ist die zweite große Schau zu sehen, die das Museum Folkwang im Rahmen seiner Feiern zum 100. Bestehen in Essen zeigt: „Expressionisten am Folkwang. Entdeckt – Verfemt – Gefeiert“. Werke unter anderem von Paula Modersohn-Becker, Ernst Ludwig Kirchner, Oskar Kokoschka, Franz Marc, Gabriele Münter, Emil Nolde, Karl Schmidt-Rottluff und Egon Schiele aus wichtigen nationalen und internationalen Sammlungen finden sich in der großen Ausstellungshalle mit Hauptwerken aus der Folkwang-Sammlung vereint.
Das regionale Pendant zu diesen großen Namen des Expressionismus lernen wir im Museum Haus Opherdicke kennen. Es stellt uns noch bis zum 19. Februar Victor Tuxhorn vor, einen Vertreter der ersten Generation des „Westfälischen Expressionismus“ und eine zentrale Figur der westfälischen Künstlerschaft. Beeinflusst von den Malereien von Vincent van Gogh und Paul Cézanne schuf der Künstler ein bedeutendes Werk mit lokalem Bezug zu Ostwestfalen. Erstmalig stellt der Kreis Unna umfassend in einer Retrospektive das Werk Tuxhorns mit vielfältigen Leihgaben aus Privatbesitz aus.
Nicht weit entfernt davon, im Zentrum für Internationale Lichtkunst Unna, erreicht das Herbstleuchten seinen Höhepunkt in der Ausstellung „HYPERsculptures“. Dabei steht das „hyper“ für die „hyper-neue“ Multimedia-Technologie, derer sich die ausstellenden Künstler:innen für ihre Lichtskulpturen bedienen. Jedes der fünf neuen Werke füllt einen riesigen Raum, darunter den Museumsvorplatz, und bietet eine immersive und nachhaltig beeindruckende Erfahrung. Zu sehen bis zum 30. April 2023.
Groß sind zum Teil auch die Arbeiten von Vasily Klyukin. Über 250 große und kleine dreidimensionale Werke sind unter seinem Namen noch bis zum 29. Januar im Osthaus Museum Hagen zu besichtigen. Typisch für ihn: Hunderte von Polycarbonatplatten, die zusammen ein neues Ganzes bilden, teilweise mehr als sieben Meter hoch.
Ebenfalls in Hagen zu Gast sind die Werke des amerikanischen Künstlers Edward Bekkerman. Der Künstler hinterlässt in verschiedenen Bildfolgen Spuren, die Rätsel aufgeben und die Betrachter in „Labyrinths of love“ führen, so der Titel. Die meist farbintensiven und hochenergetischen Bilder sind noch bis zum 15. Januar zu sehen.
Nicht minder wild und doch ein Dauergast im Kinderzimmer ist der Räuber Hotzenplotz. Seine Geschichte gehört wie viele Bücher von Otfried Preußler zum Kanon der Jugendliteratur. Die stilbildenden Illustrationen von „Räuber Hotzenplotz Krabat und die kleine Hexe“, die Generationen von jungen Leserinnen und Lesern geprägt haben, sind ebenfalls noch bis zum 15. Januar in der LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen zu sehen ‒ die damit in das Jubiläumsjahr ihres 25-jährigen Bestehens hinübergleitet.
„In Zeiten, in denen Krisen das Dauerthema der Berichterstattung darstellen, bieten die RuhrKunstMuseen Abwechslung und Inspiration und bringen Farbe und Licht in die dunkle Jahreszeit“, erklärt Prof. Peter Gorschlüter, Direktor des Museum Folkwang und Sprecher der RuhrKunstMuseen, und fügt an:. „Wir stehen mit unseren Partnermuseen in einem kreativen Austausch, um auch für das kommende Jahr neue Formate und Ideen zu entwickeln, die wir gemeinsam einem breiten Publikum präsentieren wollen“.
Alle Ausstellungen der RuhrKunstMuseen finden Sie im Ausstellungskalender: www.ruhrkunstmuseen.com/ausstellungen/
Kulturerlebnisse gebündelt auf einer Karte: RuhrKultur.Card 2023
Übrigens: Mit der RuhrKultur.Card können unter anderem alle 21 RuhrKunstMuseen je einmalig kostenfrei besucht werden. Der Vorverkauf der RuhrKultur.Card 2023 startet am 06.12.2022