Für ihren nachhaltigen Einsatz für junge Musiker und neue Werke wurde der Geigerin Anne-Sophie Mutter mit dem Preis des Klavier-Festivals Ruhr 2023 verliehen. Intendant Franz Xaver Ohnesorg überreichte den Preis nach einem grandiosen Konzert der international gefeierten Künstlerin am Freitag, 2. Juni in der Philharmonie Essen, bei dem Anne-Sophie Mutter gemeinsam mit dem Pianisten Lambert Orkis und dem Cellisten Maximilian Hornung Werke von Ludwig van Beethoven, Johannes Brahms, Clara Schumann sowie das Anne-Sophie Mutter gewidmete „Ghost Trio“ von Sebastian Currier aus dem Jahr 2018 spielte.
Ohnesorg würdigte die Geigerin als herausragende Initiatorin neuer Musik, die in ihrer 47jährigen Karriere 31 Kompositionen uraufgeführt hat, darunter auch einige gemeinsam mit dem Klavier-Festival Ruhr in Auftrag gegebene Werke von André Previn. Zudem würdigte Ohnesorg ihre Treue zum Klavier-Festival Ruhr, bei dem sie seit ihrem Debüt 1995 in Gelsenkirchen nun zum 15. Mal aufgetreten ist. In selbstloser Weise hat Anne-Sophie Mutter außerdem im Frühjahr 2022 gemeinsam mit Franz Xaver Ohnesorg die Initiative ergriffen, zugunsten ukrainischer Kinder ein Benefizkonzert zu gestalten, bei dem sie Beethovens Tripelkonzert gespielt hat.
Mit dem Preis des Klavier-Festivals Ruhr ist ein Stipendium verbunden, das die Preisträgerin frei vergeben kann: Anne-Sophie Mutter wählte gemeinsam mit Lambert Orkis die 32jährige Madalina-Claudia Danila, eine in den USA lebende rumänische Pianistin. Sie wird 2024 als Stipendiatin ihr Debütkonzert beim Klavier-Festival Ruhr geben.
In seiner Laudatio würdigt der Komponist Jörg Widmann die „singuläre Karriere“ von Anne-Sophie Mutter, die „über einen so langen Zeitraum auf spektakulär höchstem Niveau“ konzertiert. Mutters Einsatz für zeitgenössische Musik sei „längst Legende, aber keineswegs selbstverständlich“. Durch ihre ungebrochene Neugierde, Musik im Moment entstehen zu lassen, beleuchte sie auch die großen Werke der Vergangenheit immer anders und neu. Anne-Sophie Mutter suche stets die Herausforderung des Neuen: „Die bedeutendsten Komponistinnen und Komponisten haben für sie geschrieben, herausragende bleibende Werke sind dadurch entstanden.“ Widmann zitiert Anne-Sophie Mutter, die offen über ihre eigene „Verletzlichkeit und Nacktheit gegenüber den immer wieder unlösbar scheinenden Ansprüchen und Herausforderungen der neuen Werke an sie als Künstlerin, Geigerin und Mensch“ spreche. Für die Geigerin, die im Juni ihren 60. Geburtstag feiern kann, sei dies nach eigenen Worten „ein Weg, um künstlerisch am Leben zu bleiben“.
Das Klavier-Festival Ruhr anerkennt mit dem Preis auch den nachhaltigen Einsatz der Künstlerin für junge Musikerinnen und Musiker. Mit ihrer Anne-Sophie Mutter-Stiftung unterstützt sie seit vielen Jahren hochbegabte Streicher finanziell, künstlerisch, beim Kauf wertvoller Instrumente oder der Beauftragung neuer Kompositionen.
Den Preis, symbolisiert durch eine Grafik von Günther Uecker, bezeichnete Anne-Sophie Mutter als „Ansporn für mich“. Sie hob die außerordentliche Rolle des Klavier-Festivals Ruhr für die Region hervor, die sich nicht zuletzt in seiner Education-Arbeit erweise: In exemplarischer Weise schaffe es das Festival, „Kinder in Duisburg-Marxloh durch Musik zu integrieren, ihnen eine Stimme zu geben, ihnen als Menschen mit Respekt zu begegnen und ihnen eine Chance zu eröffnen“. Diese Leistung sollte „uns wie Feuer anstecken und auch den Politikern zeigen, welche Kraft Musik entwickelt und welch großes Geschenk sie ist“. Zum Abschluss des Abends widmete Anne-Sophie Mutter dem scheidenden Intendanten Franz Xaver Ohnesorg die deutsche Erstaufführung von „The Long Good-Bye“ des Filmkomponisten John Williams und bedankte sich bei ihrem begeisterten Publikum mit einer für Trio bearbeiteten Melodie aus Williams Filmmusik zu „Schindlers Liste“.