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„Das zerbrechliche Paradies”, multimediale Klimareise über unseren Planeten im Gasometer Oberhausen

War unser Planet einmal ein Paradies? Wollen wir ihn flugs wieder in eines verwandeln? Weshalb die Menschen das Paradies verloren, macht John Miltons  Epos (Erstveröffentlichung 1667) „Das Verlorenes Paradies” in dramatischer Wucht klar. Es lotet die Motive für den Sündenfall der ersten Menschen aus, liefert den Hintergrund dafür – Satans Fall aus dem Himmel – und geht damit weit über die entsprechenden Bibelpassagen hinaus. In barocker Bilderfülle schildert das 10.000-Verse-Werk die Abgründe der Hölle und der menschlichen Psychologie. Welche Folgen der Griff zum Apfel (und mithin zur Erkenntnis, zur Aufklärung und deren heute als verheerend zu beschreibenden Folgen ) hat, zeigt ein Welttheater-Ausblick, der im gelesenen Werk nicht nur in der Heilsgeschichte des Neuen Testaments gipfelt, sondern vielmehr der aktuellen Gasometerausstellung Namenspate gestanden hat. Aus gutem Grund. Menschliche Willensfreiheit, Allmacht, Gut und Böse, Auflehnung, Anpassung und Ohnmacht, die ewig und immer wieder neuen, aktuellen Themen bestaunt der Besucher auf einer Reise über unseren Planeten in phantastischen Bildern und Photografien, beindruckend, fantastisch, wunderschön und im nächsten Augenblick maximal bedrückend.


Die erste Ausstellung nach der umfangreichen Sanierung des Gasometers zeigt die Schönheit der Natur und den Einfluss des Menschen auf seine Umwelt. „Das zerbrechliche Paradies“ nimmt die Besucher mit auf eine bildgewaltige Reise durch die bewegte Klimageschichte unserer Erde und zeigt in beeindruckenden, preisgekrönten Fotografien und Videos, wie sich die Tier- und Pflanzenwelt in Zeiten des Anthropozäns verändert. Der NABU NRW ist auch dieses Mal neben der EGS, evo, GEO, WDR 5 und der DLR wieder Partner der Ausstellung. Unter dem Motto „Eine Erde – viele Welten“, entdecken die Besucher im Rund unter der Gasdruckscheibe die paradiesische Artenvielfalt unseres Planeten.

Höhepunkt der Ausstellung ist eine monumentale Skulptur der Erde, auf die neue, hochaufgelöste Satellitenbilder projiziert werden. „Wir präsentieren im 100 Meter hohen Luftraum des Gasometers auf vielfachen Besucherwunsch noch einmal die 20 Meter große Erdkugel aus der Erfolgsausstellung „Wunder der Natur” – allerdings komplett überarbeitet, mit neuen Inhalten und auf dem aktuellen Stand der Technik“, so Jeanette Schmitz. Mit Projektionen von 58 Millionen Pixeln Auflösung, das entspricht etwa dem Siebenfachen eines digitalen Kinos, wird die Erde virtuell zum Leben erweckt.

Zu beobachten sind Wolken, Flugzeug- und Schiffsbewegungen oder Meeresoberflächen – am Tag und in der Nacht, aus bequemer Sitz-oder Liegeposition auf zur Verfügung gestellten Kissen. Beeindruckend sich vorzustellen wie der Inhalt des eben noch konsumierten grünen Smoothies auf einem der Schiffe unreif geerntet transportiert wurde. Oder Öl, oder Holz. Oder Kohle, oder, oder,……. Unterlegt ist der Eindruck mit eigens für die Ausstellung komponierter Musik.

Im verlorenen Paradies geht es auch um die Rodung von Urwäldern, Ölverschmutzungen im Meer und das Ozonloch. Die Ergebnisse langfristiger Analysen durch Satelliten-Erdbeobachtung werden dabei auf zwanzig beleuchteten Globen dargestellt. Auch Experten kommen zu Wort – als Hologramme. Besucher können auch selbst in die Natur eintauchen – mit Hilfe von 3D-Brillen. Aus der Sicht etwa eines Pfeilgiftfrosches oder einer Vampirfledermaus sind virtuelle Ausflüge in das Regenwaldschutzgebiet Tumucumaque in Südamerika möglich.

Ein Fest fast aller Sinne, Bilder und Räume, die deutlich erlebbar machen, wie es um unseren Planeten bestellt ist, wenn menschliches Eingreifen in Naturabläufe involviert ist und das gedachte und für das menschliche Leben vorausgesetzte plantetare Equilibirum in Schieflage gerät. Diese Ausstellung dokumentiert nicht nur den Istzustand, sie mahnt. Und da ist sie in guter antiker Gesellschaft: „Sofern wir in die Natur eingreifen, haben wir strengstens auf die Wiederherstellung ihres Gleichgewichts zu achten“, mahnte bereits der griechische Philosoph Heraklit, ca. 550 - 480 v. Chr. Seine Mahnung verhallte allerdings weitgehend ungehört und die Folgen des Eingriffs des Menschen in das Ökosystem des Planeten sind im verlorenen Paradies im Gasometer Oberhausen zu bestaunen.

Galerie Das zerbrechliche Paradies

Nehmen Sie doch noch ein zweites Mal auf den gemütlichen Kissen Platz und betrachten unsere Kugel, zählen Sie einmal die vielen Striche der Schiffsrouten – unsere Versorger – verdecken sie den Planeten bereits?

„Ziel der Ausstellung ist es, die schützenswerte Schönheit unseres Planeten zu zeigen“, erklärt Jeanette Schmitz, Geschäftsführerin der Gasometer GmbH. Das heißt aber auch, auf Missstände hinzuweisen, die unser Paradies bedrohen. Bereits heute gibt es vielversprechende Lösungsansätze, die exemplarisch dargestellt werden.

Nils Sparwasser, Abteilungsleiter am Earth Observation Center des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sagt dazu „Ich freue mich, dass wir das Publikum, insbesondere auch mit der Erdskulptur, an unserer Begeisterung für das Ökosystem Erde teilhaben lassen können.“

John Milton schrieb -wenig beachtet – zwei Jahre vor seinem Tod 1674 ein weiteres Epos „Das wiedergewonnene Paradies“ , Hoffnungsbotschaft für die Menschheit.

Der Blick aus dem All, der in dieser sensationellen Ausstellung jedermann zugänglich ist, ermöglicht uns zu erkennen, wie einzigartig der Blaue Planet ist und dass es jede individuelle Mühle lohnt, ihn wieder zu gewinnen.

Anaphora

Online-Ticketsystem
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags jeweils von 10 bis 18 Uhr - an Feiertagen und in den NRW-Ferien auch montags - geöffnet. Tickets können über den neuen Online-Shop bestellt oder direkt vor Ort an der Tageskasse erworben werden. Der Preis für ein Erwachsenenticktet beträgt 11 Euro, ermäßigt 8 Euro. Familien (2 Erwachsene und max. 5 Kinder im Alter von 6 bis 17 Jahren) zahlen 27 Euro. Weitere Infos gibt es unter www.gasometer.de